Mit freundlichem Dank an die Rhein-Neckar-Zeitung, September 2025
Die Kabarettistin und Sängerin Lisa Fitz gastierte mit ihrem aktuellen Programm „Avanti Dilettanti“ beim Zeltspektakel.
Lisa Fitz, geboren in Zürich und aufgewachsen in der Nähe von Starnberg, entstammt einer großen, bayrischen Künstlerfamilie, in der alle Mitglieder Schriftsteller, Schauspieler, Bühnenautor oder Musiker waren oder sind. Am Samstag gastierte die Kabarettistin, die in wenigen Tagen ihren 74. Geburtstag feiert, mit ihrem aktuellen Soloprogramm „Avanti Dilettanti“ beim Walldorfer Zeltspektakel und zeigte in der Manege, dass sie nach wie vor eine provokante Künstlerin ist.
Lisa Fitz, bekannt für ihre Scharfzüngigkeit, sagt: „Kabarettisten müssen ihr freches Maul bewahren“. Und so werden die „Begriffsstutzigen in den Hotlines, die Gschnappigen in den Arztpraxen, die Betonköpfe in den Ämtern“ und nicht zuletzt die Politiker aufs Korn genommen. Bei Lisa Fitz, das lässt sich nicht bestreiten, geht es deftig zu und das mehrheitlich der Generation 60 Plus angehörige Walldorfer Publikum staunte, lachte und applaudierte. Dass die Frau, die gesellschaftliche Trends immer wieder auf die Schippe nimmt, auf politische Korrektheit pfeift, aneckt, mit spitzer Zunge das Weltgeschehen kommentiert, ist ein Markenzeichen. Doch die Politikerbeschimpfungen der bekennenden Verschwörungstheoretikerin, die gerne polarisiert, kommen gut an. Wenn sie Einstein zitierte, der einst meinte: „Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Umgang mit Idioten“, nickte die Gästeschar im nahezu ausverkauften Zirkuszelt. Der Begriff „Dilettant“, so habe sie erfahren, leite sich aus dem Lateinischen ab und bezeichne einen Menschen, der etwas nur zum Spaß an der Freude, aber ohne Ausbildung mache. Parallelen zu handelnden Politikern seien rein zufällig. Ihr unversöhnliches Fazit: „Politiker brauchen eigentlich keinen Spott, sondern professionelle Hilfe“.
Klar, dass auch die frühere Regierung mit der oft als „Mutti“ bezeichneten Angela Merkel ihr Fett weg bekam, ebenso der als eher blass geltende Kurzzeit-Kanzler Olaf Scholz, der sich an nichts erinnern konnte. Wie sagte der Lemming zu den anderen, als sie Richtung Klippe liefen? „You’ll never walk alone“. Lisa Fitz blickte an diesem Abend oft und gestenreich zurück, erinnerte sich wehmütig an Politgrößen wie Helmut Schmidt oder Willy Brandt, der den Spiegel schon mal als „Scheißblatt“ bezeichnet hatte. Und heute? „Der Hofreiter sieht aus wie Jesus in der Mauser“, ätzte Fitz. Und auch Politikerinnen wie Annalena Baerbock, Ursula von der Leyen, Saskia Esken oder Nancy Faeser verschont sie nicht, ihrer Ansicht nach handelt es sich bei ihnen um einen „optischen Supergau“. Auf den früheren Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck, dem sie ihr Lied „Der Robert verlässt die Politik“ widmete, hat sie es besonders abgesehen, „diesen Posterboy der Grünen, der meinte, Wirtschaft ist da, wo man etwas zu essen kriegt“.
Eingangs hatte die blonde Künstlerin im geblümten Kleid und roten Stöckelschuhen mit Publikumsunterstützung das bekannte Lied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“ gesungen. Später begleitete sie sich auf der Akustikgitarre zu einem Lied über die Coronapandemie und virentragende Fledermäuse und natürlich erklang auch „Grün ist der Robert“ mit den Anfangszeilen „Waschen, wenn der Wind weht, Heizen, wenn die Sonne scheint“. Klar, dass auch weitere „Dilettanten“ und unqualifizierte Zeitgenossen wie Bundeskanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump satirisch beleuchtet wurden. Blödheit sei heutzutage Standard, hatte sie im Vorjahr in einem Interview gesagt. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert.
Dass der RNZ-Reporter mit seiner Kamera auf Intervention des Managers nicht in der ersten Reihe sitzen durfte, sei Lisa Fitz an dieser Stelle verziehen. Wollte sie etwa nicht, dass ihre Lachfalten um die Augen auf den Fotos sichtbar werden?
Artikel und Foto von Hans-Joachim Of